Volker Rudolph vom Fachdienst Naturschutz der Kreisverwaltung hielt am 6.11.24 einen sehr informativen Vortrag über Knicks. Aber was sind Knicks überhaupt? So lautet die Definiation gemäß § 1 Nr. 10 Biotopverordnung: „An aktuellen oder ehemaligen Grenzen landwirtschaftlicher Nutzflächen oder zur Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft angelegte und mit vorwiegend heimischen Gehölzen, Gras- oder Krautfluren bewachsene Wälle mit oder ohne Überhälter. Knicks sind auch entsprechend Satz 1 angelegte Wälle ohne Gehölze und ein- oder mehrreihige Gehölzstreifen zu ebener Erde. Überhälter sind im Knick stehende Bäume mit einem Stammumfang von mindestens einem Meter gemessen in einem Meter Höhe über dem Erdboden.“

In Klempau gibt es seit etwa 1780 Knicks – damals wurde das Dorf nämlich „verkoppelt“. Die Verkoppelung bedeutete konkret die Einteilung der Landfläche in Koppeln, welche eingefriedet wurden: Jeweils zu einer Feldgrenze wurde ein Graben zu Entwässerung ausgehoben und der Aushub zu einem parallell zum Graben verlaufenden Wall geformt, der dann mit Gehölzen wie Hasel, Schlehe, Weißdorn u.a. bepflanzt wurde – damit waren die Knicks geboren, die die Eigentumsgrenze bildeten, aber auch als Viehzaun und Brennholzlieferant dienten.

Eine Karte von 1879 zeigt, wie viele Knicks es im Dorf gab:

Knickbestand in Klempau Dorf 1879
Knickbestand in Klempau Dorf 1879

Bis 1945 gab es in Schleswig-Holstein 75.000 km Knick – die reichten fast zweimal um die Erde! In Klempau waren es bis 1975 40 km. Davon wurden bei einer Flurbereinigung 18 km gerodet. Auf gerade mal 480 m Länge gab es Ersatzpflanzungen. Grün markiert sind die Knicks, die bleiben durften:

Knickrodungen während der Flurbereinigung 1975
Knickrodungen während der Flurbereinigung 1975

Ein Knick enthält viele verschiedene Strukturen: Bäume, Sträucher, Lianen (Jelängerjelieber oder Hopfen), krautige Pflanzen, Gräser und Pilze. Die eine Knickseite ist feucht, schattig, kalt und nährstoffreich. Die andere Seite ist hingegen trocken, hell, warm und nährstoffarm.

Als Ziele der Knickpflege nannte Herr Rudolph:

  • Erhalt des Ökosystems Knick und seiner strukturellen Vielfalt,
  • Erhalt als Landschaftelement in der Kulturlandschaft, was die Region auch attraktiv für den Tourismus macht, und nicht zuletzt
  • Windschutz, was in Zeiten des Klimawandels eine immer größere Bedeutung bekommen wird: Der Knick schützt ausgetrocknete, unbewachsene Ackerflächen vor Winderosion

Erreicht wird dies durch regelmäßiges, fachgerechtes Auf-den-Stock-setzen („Knicken“) alle 10-15 Jahre (01.10.-29.02.), das abschnittsweise erfolgen soll, damit nicht mit einem Mal lange Knickstreifen oder benachbarte Knicks kahl sind. Auch der Erhalt von Überhältern und von Sonderformen wie z.B. Knickharfen gehört zur Knickpflege:

Knickharfe (Foto: Volker Rudolph)
Knickharfe (Foto: Volker Rudolph)

Danach kommt frühestens nach drei Jahren ein seitliches Aufputzen der Gehölze mit einem Meter Abstand zum Wallfuß – allerdings nicht mit einem Schlegelmulcher, weil der die Äste zerfasert statt sie glatt abzuschneiden, sondern mit einem Messerbalken.

Die Wallflanken, Gräben und Säume müssen regelmäßig gemäht werden, damit die Knicksträucher nicht vom Wall herunter „weiterwandern“. Dies darf vom 15.11 bis 29.02. geschehen.

Ein gut gepflegter Knick enthält neben Sträuchern und Überhältern auch einen gräser- und kräuterbewachsenen Saum:

Intakter Knick mit Überhälter und Saum (Foto: Volker Rudolph)
Intakter Knick mit Überhälter und Saum (Foto: Volker Rudolph)

So soll ein Knick hingegen nicht aussehen: Viel zu enges seitliches Aufputzen und unzureichender Pflugabstand zum Wallfuß. Hier ist kein Saum mehr vorhanden, und die Knickgehölze haben durch das jährliche seitliche Einkürzen keine Chance zu blühen und Früchte zu bilden.

Falsch gepflegter Knick (Foto: Volker Rudolph)
Falsch gepflegter Knick (Foto: Volker Rudolph)
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